165 Jahre Gastronomie auf dem Burgberg

165 Jahre Gastronomie auf dem Burgberg
Das Burgberg-Hotel im Jahr 1973, kurz vor dem Abriss des Gebäudeensembles.

165 Jahre Gastronomie auf dem Burgberg

Auf dem Großen Burgberg, diesem geschichtsträchtigen Bad Harzburger Berg mit seiner ehemaligen Burganlage von 1065 bis um 1650, gab es viele Jahre einen Gasthof beziehungsweise ein Hotel.

Als erster erbaute der Gastwirt Friedrich-Wilhelm Reusche mit Sondergenehmigung des Herzogs Wilhelm von Braunschweig im Jahr 1846 den Gasthof „Zum Crodo“. Reusche stammte aus Gebhardshagen und war Kellner von Beruf. Auf dem Burgberg war er aber schon seit 1840 in einem kioskähnlichen Verkaufsstand mit einem provisorischen Dach aus Baumborken tätig. Reusche betrieb für den Bündheimer Apotheker Sandorfy die Bewirtschaftung auf dem Burgberg.

Zeitgenössische Darstellung des Gasthofs „Zum Crodo“ um das Jahr 1850

In der Anfangszeit des Gasthofs „Zum Crodo“, wurden zwölf Betten vermietet. Im Lauf der Zeit wurde das Gebäude vergrößert und zum Hotel ausgebaut. 1857 konnten schon 50 Betten belegt werden. Die eigene Wasserversorgung wurde aus einer Quelle am Sachsenberg gespeist.

Desöfteren waren auch königliche Gäste bei Familie Reusche zu Gast. Unter anderem 1860 König Georg V. aus Hannover mit Königin Marie und dem Kronprinzen.  Begleitet wurden sie von rund 40 Hofgästen. Unter ihnen auch die Gesandten aus England und Russland.

Ein Gedeck berechnete Reusche für drei Taler pro Person und schickte die Rechnung dann zum königlichen Hofmarschall. Einige Zeit später kam die Rechnung aber zurück. Reusche dachte, er hätte zu viel berechnet. Aber der Hofmarschall bat um eine neue höhere Rechnung, nun für fünf Taler pro Gedeck.

Der Nachfolger von Reusche wurde 1878 Ernst Behnecke. Familie Reusche blieb aber bis 1889 auf dem Burgberg wohnen und zog dann in eine Villa an der Papenbergstraße. Unterhalb vom Hotel Ludwigslust gelegen, genannt Haus Reusche.

Werbung für das „Hotel zum BUrgberg“ um 1900

Aus diesen Zeiten stammte auch eine Kuriosität. So stand in Nähe der 1877 errichteten 19 Meter hohen Canossa- bzw. Bismarcksäule ein Fahnenmast. Diese Fahne hatte eine besondere Funktion: Um den Reisenden auf Zimmersuche unnötige Wege auf den Berg zu ersparen, hatte die Fahne zwei Stellungen. Fahne oben hieß: Zimmer belegt, wehte die Fahne auf Halbmast bedeutete dies: Zimmer frei. Bei Dunkelheit sollen Lampen oder Scheinwerfer die Funktion der Fahne übernommen haben.

Mit der Pferdedroschke, per Pedes oder auf Pony und Esel ging es auf den Burgberg bis…

Bei Ernst Behnecke war die Burgberggasstätte wohl zeitweise separat in Pacht. Um 1900 war es Otto Pfaue, später A. Wittig. Nachfolger von Ernst Behnecke, der wie Friedrich-Wilhelm Reusche über 40 Jahre auf dem Burgberg verbrachte, wurde im Dezember 1922 Ludwig Eggeling.

Er war vermutlich ein Angehöriger der Eggelings aus dem gleichnamigen Hotel, das später bis 1971 als Harzburger Rathaus diente. Auch in diesen Zeiten war der Weg zum Burgberghotel und den anderen Sehenswürdigkeiten noch beschwerlicher als heute.

Dies änderte sich 1929, als die Burgberg-Seilbahn eingeweiht wurde und die Gäste mit Deutschlands nördlichster Kabinenseilbahn in wenigen Minuten nach oben schwebten. Zu Zeiten von Reusche und Behnecke gelangte man mit Pferdedroschken oder auf dem Rücken von Ponys und Eseln auf den 482 Meter hohen Burgberg. Ein Denkmal am Berliner Platz, die Kurgastdame mit Esel von Ursula Bacmeister, erinnert an diese Zeiten.

… der Bau der Burgberg-Seilbahn die Situation grundlegend änderte.

Nachfolger von Ludwig Eggeling als Burgberghotelier wurde 1949 sein Sohn Henry Eggeling. In dieser Zeit gab es schon Pläne für einen Hotelneubau im Stil einer alten Burg, verwirklicht wurden sie nicht.

Ende der 1950er Jahre übernimmt Ottomar Behne das Geschäft, nach dessen Tod seine Frau Ursula, die vorher auch noch den ehemaligen Burgkeller bewirtschaftete. Dies bleibt so bis zur Schließung des Burgberghotels am 1. November 1971.

Auch in diesem Zeitraum, gab es wieder Pläne für ein neues Hotelgebäude. Investor war damals die Berliner Geschäftsfrau und Architektin Kressmann-Zschach (Steglitzer Kreisel). Vorgesehen war ein Hotelneubau aus Beton, Glas und Stahl für über „200 Betten“. Attraktion sollte ein rotierendes Café in einer der oberen Etagen sein.

Begleitet wurden diese Pläne von der Idee, einen Aufzug von der sogenannten Parkhaus-Kaverne im inneren des Burgbergs, direkt zum Hotel führend, zu bauen. Doch auch diese Planungen wurden nicht verwirklicht. Sie scheiterten am Widerstand der Harzburger Bürger, des Harzburger Stadtrates und sicherlich auch an den finanziellen Anforderungen dieses gewagten Projektes.

ZU allen Zeiten ein geschätztes und begehrtes Plätzchen: Der Kaffeegarten des Burgberg-Hotels um 1929.

Die alten Hotelgebäude wurden schließlich am 2. April 1973 abgerissen. Als Ersatz gab es bis 2009 noch ein Selbstbedienungsrestaurant. Aber Hotelzimmer gab es seitdem nicht mehr. Dafür gibt es neue Pläne. Das Selbstbedienungsrestaurant soll weichen. Ein Harzburger Geschäftsmann stellte der Stadtverwaltung, dem Förderverein Burgberg und anderen zuständigen Gremien sowie der Öffentlichkeit ein neues Konzept für die Burgbergbebauung vor. Diesmal sieht es so aus, dass wohl die Planungen nach vielen Ratssitzungen und öffentlichen Diskussionen verwirklicht werden. Sicherlich gibt es dann irgendwann auch wieder Zimmer auf Harzburgs Hausberg zu mieten. Wie anfangs schon zu Reusches Zeiten.


Dieser Beitrag entstand vor 2010

Mehr Fotos zum Thema Burgberg-Gastronomie auf Harz-History

Weitere Artikel rund um das Thema Burgberg-Gastronomie finden sich im Uhlenklippenspiegel des Harzburger Geschichtsvereins:

Namen aus der Harzburger Geschichte: Friedrich Wilhelm Reusche – der erste Wirt auf dem Burgberg (Friedrich Ehrhardt)

Harzburg im 19. Jahrhundert: Gäste auf dem Burgberg (Friedrich Ehrhardt)

Die Lebenserinnerungen des ersten Burgbergwirts (Klaus Beddies)

Grundsteinlegung für den neuen Burgberggasthof (Harry Plaster)

„Aussichtsreich“: Der Link zum aktuellen Angebot auf dem Burgberg

Bodes Hotel

Bodes Hotel
Werbung für Bodes Hotel in den frühen 1960er Jahren.

Bodes Hotel: Aus „Asche“ entstanden

An der Ecke Papenbergstraße und der Straße Am Stadtpark in Bad Harzburg stand bis Ende des Jahres 1988 „Bodes Hotel“ mit seinen Nebengebäuden. Dies waren das Haus Bode und die Villa Bode. Nach dem Abriss von Villa Bode entstand in späteren Jahren ein Neubau, der sogenannte Londoner Flügel.

Aufenthaltsraum etwa 1955

Zuvor war an dem Ort, an dem später ein großes Hotel entstand, ein Bauplatz. 1886 kauft der Tischlermeister Hermann Nordmann diesen Platz an der Dommesstraße vom Konsul H.H. Meier aus Bremen.

Selbiger besaß zur damaligen Zeit schon einige Grundstücke und Häuser in Bad Harzburg, 1890 gab Hermann Nordmann den Bauplatz an die Gebrüder Hermann und Robert Asche wieder ab. 1891 bauten diese das Hotel Asche, es wurde ein großes Gebäude mit 55 Zimmern und etwa 70 Betten.

In dieser Zeit müssen auch schon Nebengebäude auf dem Grundstück hinzugekommen sein. In einem Unterkunftsverzeichnis von 1904 gibt es zugehörig zum Hotel eine Villa Asche an der Amsbergstraße.

Im Jahr 1910 wurde das Hotel an die Gebrüder Bode verkauft. Christian und Carl Bode führten das Haus danach viele Jahre als Hotel Asche weiter.

Um 1925 wurde das Haus dann in Bodes Hotel umbenannt. Während Carl Bode für den Hotelbetrieb zuständig ist, bewirtschaftet Christian Bode noch das Kurhaus, das Casino und Restaurationen Unter den Eichen.

Das Casino war die ehemalige Villa Radau, einstmals 1854 als Sommerwohnung von Konsul Meier erbaut. Das Casino nannte sich zur damaligen Zeit auch Winterkurhaus, heute befinden sich in dem Gebäude u. a. eine Orthopädische Arztpraxis, die Stadtbücherei und ein Therapiezentrum.

Der Name Bode bleibt viele Jahre mit dem Hotel verbunden, so stehen die Gebrüder Bode in den fünfziger und sechziger Jahren immer noch als Besitzer in den Verzeichnissen.

Ein ebenso häufiger wie gern gesehener und prominenter Gast: Uwe Seeler mit Derek und Thea Alton-Nagel in Bodes Hotel.

Im Krieg wurde auch Bodes Hotel als Lazarett gebraucht, zwei Söhne der Familie Bode fallen ebenfalls im Krieg. Der eine wird als vermisst gemeldet, der andere fällt tragischerweise einige Tage vor Kriegsende bei Kämpfen im Harz.

Nach dem Krieg diente Bodes Hotel als Lazarett und Rehabilitationsort für englische Offiziere. Die englischen Besatzer hatten zur damaligen Zeit rund 30 Hotels und Fremdenheime, sowie öffentliche Einrichtungen wie Casino, Kurhaus und Schwimmbad, um nur einige zu nennen, beschlagnahmt. Dies alles diente als Freizeiteinrichtung für englische Soldaten und hatte den Namen Leave Center.

Im Jahr 1949 wohnte laut Einwohnerverzeichnis von Bad Harzburg in Villa oder Haus Bode auch noch eine Amalie Asche, ein Name, den es schon 1890 gab.

Nach dem Abzug der englischen Truppen Mitte der 1950er Jahre, normalisiert sich der Hotelbetrieb und auch in Bad Harzburg blüht das Kur- und Bäderleben wieder auf. Auch die Gebrüder Bode gab es noch, wobei Christian der ältere von beiden war. Er wurde 1875 geboren und starb 1962. Carl Bode, der jüngere Bruder, war Jahrgang 1883 und verstarb 1957. Beide Brüder waren übrigens mit zwei Schwestern verheiratet. Christian mit Theodora und Carl mit Marta, beide Damen waren geborene Kröckel.

Das Schreibzimmer in den 1930er Jahren.

In der Zwischenzeit hatte ein weiteres Mitglied der Familie Bode, Thea Bode, den englischen Offizier Derek Alton-Nagel geheiratet. Auch die Straßennamen hatten sich geändert, aus der Dommesstraße, benannt nach dem ersten Badekommissar Hermann Dommes, wurde die Straße Am Stadtpark.

Nach dem Tod der Gebrüder Bode übernahmen Derek und Thea Alton-Nagel den Betrieb. Da die beiden aber oft im Ausland weilten, leitete in der Regel Frau E. Luther das Hotel.

Integriert in den Hotelbetrieb waren zur damaligen Zeit die Kosmetik-Institute bzw. Schönheitsfarmen der Firmen Ritter und Lutter.

In der Zeit von Derek und Thea Alton-Nagel, gab es im April 1972 einen Großbrand, bei dem die Villa Bode schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Schäden sind so groß, dass die Gebäudereste abgerissen werden, an gleicher Stelle wurde der schon erwähnte Neubau als Londoner Flügel errichtet.

Im Haus Bode, das durch einen überdachten und mit großen Panoramascheiben versehenen Gang mit dem Haupthaus verbunden war, gab es außerdem viele Jahre die Massagepraxis der Firma Kregel.

1986 erwarb Gerda Hoppe aus Berlin Bodes Hotel zusammen mit der Kurvilla Amsberg und dem Londoner Flügel, der Pächter des Geschäfts war H. W. May.

In der Nacht zum Heiligabend 1988, war dann die Zeit von Bodes Hotel vorüber. Ein Großbrand zerstört den dreiteiligen Gebäudetrakt so schwer, dass die Gebäudereste in deren Mauern auch viel Prominenz weilte, abgerissen werden mussten.

Schauplatz legendärer Partys: Die Schottenbar in Bodes Hotel.

Somit war wieder einmal eines der großen Hotels alter Prägung aus dem Bad Harzburger Stadtbild verschwunden. Ursache des Großbrandes war laut der Ermittlungen der Polizei Brandstiftung, die Schadenshöhe wurde auf rund zwei Millionen DM beziffert.

Das letzte Bad Harzburger Mitglied der Familie Bode, Thea Alton-Nagel, geboren 1920, wurde 1996 beerdigt. Ihr Ehemann Derek verstarb schon im Jahr 1983.

Heute stehen moderne Wohnanlagen auf dem einstigen Hotelgelände.

Nach dem Brand 1988 blieb das große Eckgrundstück viele Jahre ungenutzt. Seitens der Stadt wurde es lange als Standort für erneute Hotelbebauung ausgewiesen. Auch am stehengebliebenen und ungenutzten Londoner Flügel nagte der Zahn der Zeit.

Zusammen mit den wild wuchernden Büschen und Bäumen auf dem Grundstück ergab alles einen unschönen Anblick für Kurgäste und Anwohner.

In letzter Zeit wurde der Bebauungsplan geändert und die Firmen Behning und Junicke werden dort eine größere Wohnanlage nach bewährtem Muster errichten. Die Vorarbeiten begannen im April 2003 mit dem Abriss des Londoner Flügels und einiger baufälligen Garagen, die sich ebenfalls noch auf dem Grundstück befanden.


Der Beitrag stammt aus dem Jahr 2003

Mehr Bilder zur Geschichte von „Bodes Hotel“ im Internet unter Harz-History

 Beitrag von Harry Plaster zu „Bodes Hotel“ im Uhlenklippenspiegel Ausgabe 120/2017